Auferstehung ist Wirklichkeit und kein Wunschdenken. Auferstehung ist Aufstehen und Hinlaufen. Auferstehung ist, sich retten zu lassen. Eine Predigt in der Osternacht Liebe Brüder und Schwestern, „Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“ (Lk 24,6), sagen die beiden Engel
Auferstehung ist Wirklichkeit und kein Wunschdenken. Auferstehung ist Aufstehen und Hinlaufen. Auferstehung ist, sich retten zu lassen. Eine Predigt in der Osternacht
Liebe Brüder und Schwestern, „Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“ (Lk 24,6), sagen die beiden Engel in leuchtenden Gewändern zu den ratlosen Frauen. Und Ratlosigkeit ist nicht nur verständlich, sie ist mit einem einigermaßen gesunden Hausverstand auch fast geboten. „Was ist jetzt noch?“, könnten wir unausgesprochen dazu-hören, obwohl es nicht dasteht.
Im Lukasevangelium ist es eine ganze Frauengruppe, die zum Grab aufgebrochen war. Und diese Frauen tun nichts anderes, als dass sie feststellen, was ist. Ohne die Dinge zu interpretieren. Sie erklären nichts. Die Frauen haben ihn erlebt, den Herrn, wie er Menschen geheilt und begeistert, also mit Geist erfüllt hat. Sie haben mit-erlebt, dass und wie er gestorben ist, und sie waren ziemlich sicher an jener Stelle dabei, wo er begraben worden ist. Jetzt ist das Grab leer. Und sie sind ratlos. Sie haben – so könnten wir sagen – keine Interpretation der Dinge. Oder für uns heutige Menschen schärfer formuliert: Die Frauen am Ostergrab sind das Gegenteil von Menschen, die immer schon alles gewusst haben, die es besser wissen als die anderen. Glaube beginnt mit dem einfachen Wahrnehmen dessen, was ist. Dieses Prinzip ist der Grund, warum der Evangelist sehr detailliert beschreibt, was die Frauengruppe tut.
„Petrus aber stand auf und lief zum Grab“ (Lk 24,12). Der Apostelfürst erweist sich einmal mehr als ein Champion der Hoffnung. Seine Hoffnung ist aber kein Wunschdenken. Petrus gehört nicht zu den Menschen, die sich einfach einreden könnten, dass Ungemach schon irgendwie gut werden wird. Er ist noch nicht einmal ein Optimist. Dafür ist der Fischer aus Galiläa viel zu bodenständig. Die Hoffnung des Petrus ist anders. Die Hoffnung des Petrus besteht darin, dass er es für möglich hält, dass da noch ein Plus, ein Mehr ist; Die petrinische Hoffnung besteht darin, dass mehr möglich sein könnte, als er sieht, hört oder denken kann. Es ist dieselbe Hoffnung, die ihn am Anfang dazu gebracht hatte, die Netze am Morgen nocheinmal auszuwerfen, obwohl er die ganze Nacht nichts gefangen hatte (Vgl. Lk 5,5). Es ist dieselbe Hoffnung, die ihn aufs Wasser springen lässt, obwohl ihm ziemlich sicher klar war, dass das keine besonders gute Idee ist (Vgl. Mt 14,22ff). Es ist diese Hoffnung, die ihn dazu führt zu sagen „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Noch einmal: Das ist etwas anderes als Wunschdenken. Der Unterschied zwischen der Hoffnung des Petrus und dem Wunschdenken eines unverbesserlichen Optimisten ist, dass es beim Wunschdenker auf die Kraft des eigenen Wünschens ankommt. Petrus hingegen hat keine Kraft mehr die Welt zu verändern. Derjenige, der die Kraft hatte, die Welt zu verändern, ist Jesus, und diesen hat er kurz zuvor begraben. Alles, was Petrus am Ostermorgen bleibt, ist aufzustehen und hinzulaufen.
Petrus mahnt uns, mehr für möglich zu halten als wir sehen
In diesem Offenbleiben für die Möglichkeit eines göttlichen Mehr ist der Apostelfürst ein Vorbild bis heute. Für alle Gläubigen. Es ist eine der Funktionen seiner Nachfolger: Natürlich ist die erste Aufgabe des Petrusamtes die Sorge um die Einheit der Kirche. Gleich danach kommt aber dieses Aufstehen am Ostertag. Unabhängig von ihrem persönlichen Charakter sind des Petrus Nachfolger in dieser Perspektive zu verstehen. Das berühmte „Weide die Schafe“ am Ende des Joh meint nichts anderes als dass der Auftrag des Petrus darin besteht, uns zu erinnern, immer noch mehr für möglich zu halten als der Mensch gerade sieht, hört oder denkt.
Ein dritter Gedanke: Was wirklich bei der Auferstehung Jesu geschehen ist, lässt der Evangelist Lukas aus. Er erzählt das Begräbnis und gleich im Anschluss daran, dass die Frauen am leeren Grab stehen. Er kann es uns schlicht nicht beschreiben. Niemand kann Auferstehung erklären genausowenig wie irgendwer Gott begegnen kann. Deshalb sollten wir nicht zu abfällig über die Apostel urteilen, wenn sie die Erzählung der Frauen für „Geschwätz“ halten (Lk 24,11). Wir tun das vielfach bis heute. Auch viele Christen. Die alljährlich wiederkehrenden Diskussionen darüber, ob das Grab wirklich leer war oder ob die Auferstehung Jesu vielleicht eine andere, nicht ganz historische Wirklichkeit beschreiben würde, offenbart nichts anderes als die Hilflosigkeit der menschlichen Vorstellungskraft. Selbst der Evangelist Lukas – ganz ohne Zweifel einer der stärksten Intellektuellen unter den frühen Christen – lässt die Beschreibung aus, weil ihr keine Beschreibung gerecht werden würde. Ist das verdächtig? Ich würde sagen Nein: Man muss Gott nicht sehen, um zu wissen, dass er einen rettet. Das ist dieselbe Erfahrung der Israeliten, die am Roten Meer singen „weil er hoch und erhaben ist“ (Vgl. Ex 15,1). Der entscheidende Punkt ist nicht, dass wir dabei zuschauen, wie Gott arbeitet. Der entscheidende Punkt ist, dass wir zulassen und akzeptieren, dass Gott an uns arbeitet. Dass er uns rettet.
Mit unseren Schwierigkeiten zu seinem Kreuz drängen
Es gab gestern am Karfreitag in unserer Franziskanerkirche einen kurzen Augenblick, der mich blitzschnell getroffen und betroffen gemacht hat. Bei der Kreuzverehrung der Karfreitagsliturgie sind die Menschen – sind Sie alle – mehr oder weniger geordnet nach vorne gekommen. Zwischenzeitlich war sogar ein bisschen Gedränge. Vom Stuhl vorne aus erblickte ich einen Mann mit einer verdunkelten Brille. Ich kenne ihn nicht. Ich weiß auch nichts von ihm. Ich weiß gar nicht, ob er wenig sieht oder gar nichts sieht. Oder ob er sich einfach stützte. Das ist aber auch nicht so wichtig. Jedenfalls ließ er sich von einem Begleiter durch die Menge führen. Er wollte zum Kreuz vor dem Altar. Ich saß da hinten und dachte „Schau an, Herr, wie die Menschen zu Deinem Kreuz drängen“. Sogar wenn jemand wenig oder vielleicht gar nichts sehen kann, strengt er sich an, nach vor, zu deinem Kreuz zu kommen. Warum?, dachte ich mir. Als der Mann vor dem Kreuz stand, machte er ein Kreuzzeichen und bedeutete seinem Begleiter, dass er wieder gehen möchte. Gleichzeitig breitete sich ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht aus. Ich hoffe, Sie haben es nicht gemerkt, aber mir kamen fast die Tränen. Das ist das Ostererlebnis der Jünger: Wir spüren an der lächelnden Erleichterung wie die Freude Leben erweckt. Das ist der Paulus, liebe Sr. & Br., den wir in der Epistel gehört haben: „Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“ (Röm 6,8) meint nicht nur die Ewige Freude im nächsten Leben. Das auch. Paulus erklärt uns eine Hoffnung für dieses Leben, nämlich, dass wir mit unseren Kreuzen zum Herrn und seinem Kreuz hindrängen können. Wir sollen hinlaufen zum Christus: Mit unseren Leiden, den Schwierigkeiten, den Kriegen, den Alltagsproblemen, der Einsamkeit. Weil er, der Christus, von allem, was abgetötet ist, die Endgültigkeit wegnimmt.
Mit den Frauen am Grab auch unsere Wirklichkeit anzunehmen, wie sie ist, ist Liebe (1). Wie Petrus sich aufmachen, weil es mehr gibt als das, was Menschen verstehen können, ist Hoffnung (2). Und mit unseren großen und kleinen Kreuzen zu ihm und seinem Kreuz zu drängen, das ist Glaube (3).
Dass der Auferstandene alles Leid verwandelt, können wir bisweilen spüren. Es ist manchmal „zum Greifen“: jedesmal dann, wenn irgendwo die österliche Freude einen Menschen ganz erfasst. Wie jenen Mann gestern hier in Salzburg vor dem Kreuz. Das sollen wir feiern. Dafür dürfen wir dankbar sein. Denn ein solches Lächeln ist unser Ton, mit dem wir einstimmen in den großen Chor der Engel, die im Himmel jubeln, mit dem wir einstimmen in den großen Chor der Gläubigen, die uns vorausgegangen sind zu Ewigen Freude:
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja. Amen.
Der Apostel Paulus schreibt den Römern von der Hoffnung, welche die ganze Schöpfung erfüllt. Das ist ein Ziel, das der Mensch nicht machen kann, zu dem er aber beitragen kann. Als Pilger der Hoffnung. Fastenpredigt am 21. März 2025 in der Franziskanerkirche Graz.
Lesung: Röm 8,18-30
18 Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. 19 Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. 20 Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: 21 Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. 23 Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. 24 Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? 25 Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. 26 So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. 27 Der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist. Denn er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein. 28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, die gemäß seinem Ratschluss berufen sind; 29 denn diejenigen, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei. 30 Die er aber vorausbestimmt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Hoffnung rettet Leben
Liebe Brüder & Schwestern, Wir können nicht sinnvoll über Hoffnung sprechen, ohne über „Hölle“ nachzudenken. Es ist wie bei den großen Filmstreifen: damit das Heldenhafte der Helden eindrücklicher erkennbar ist, verdeutlicht sich in der Geschichte zunächst eine schier unübersichtliche Menge an Gefahr, Rückschlägen oder Gewalt. Von der Hölle zu sprechen, zumal in einer Predigt, ist aus der Mode gekommen. In Zeitungen liest man zwar noch manchmal davon: als Redewendung oder literarischem Bild. Aber innerhalb der Kirche nicht. Grundsätzlich ist die Zurückhaltung angemessen: Zu oft in der Geschichte wurde mit Drohung von Höllenstrafen Schindluder getrieben, wurden eigene Absichten darin verpackt, indem man mit der jenseitigen Angst der Menschen ganz diesseitige Geschäfte zu machen versuchte. Zurecht sind wir heute vorsichtig mit dem Begriff der Hölle. Wir können aber auch feststellen: Ignorierendes Verschweigen ist vielleicht eine Spur zu vorsichtig. Denn wenn „Hölle“ der Zustand maximaler Ferne von Gott ist, ein Zustand der völligen Erstarrung im eigenen Ich bedeutet, dann ist sie nicht etwas, das eventuell als Strafe eintritt, wenn wir alle den Weg des Zeitlichen gegangen sein werden, sondern: Dann zeichnet sie sich vorher schon ab: im Handeln des Bösen; im Nichthandeln des Guten; im Erleben des Schrecklichen. In einem ländlichen Dorf eines europäischen Landes fliegen in den frühen Morgenstunden Dutzende Drohnen an und werfen Bomben ab. Kurz hernach rücken die Schergen der russischen Armee ein. Die Kämpfer erschießen Männer, vergewaltigen Frauen und entführen Kinder in das feindliche Russland: Was diese Kinder und viele andere Ukrainer erwartet, ist eine Vorahnung von Hölle.
Wenn der 35-jährige Jarden Bibas von blutrünstigen und frevlerischen Terroristen entführt wird, ein Jahr lang in unwürdigen Zuständen als Geisel gehalten und gefoltert wird; wenn er dann abgehungert vor einer johlenden Menge frei gelassen wird und erfährt, dass seine Frau Shiri längst vergewaltigt und ermordet wurde, genauso wie seine kleinen Kinder Kfir und Ariel: Dann können wir begründet davon ausgehen, dass sich der Abgrund, der sich im Innern dieses Mannes aufgetan hat, einem höllenartigen Zustand sehr ähnlich anfühlt. In einem europäischen Land steht ein Mensch vor dem Nichts. Er hat alles verloren hat oder sieht keine Perspektive mehr. Falls ein solcher Mensch unheilbar krank ist oder wenn sich einer in einer schier nicht bewältigbaren Verzweiflung befindet und dann beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen: Ist dieses existentielle alleingelassen-Sein nicht eine Vorahnung auf Hölle? „Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm 8,18), schreibt Paulus und wir sollten uns davor hüten, mit diesem Satz ein einfaches Hinweglächeln des Schlechten und Bösen zu versuchen. Wir können einem Opfer von Vergewaltigungen, welches auch noch Jahre nach dem Verbrechen immer wieder einmal in die Erinnerung der erlittenen Gewalt verfällt, wir können einer Frau, die den schrecklichen Moment neu durchlebt, den Schmerz spürt, den Atem riecht oder die Stimmen hört, nicht sagen „die gegenwärtigen Leiden bedeuten nichts im Vergleich zur künftigen Herrlichkeit“. Wir sollten das nicht, und Paulus hätte es ziemlich sicher auch nicht getan: Er weiß von den menschlichen Abgründen und deren Tiefe: Der Völkerapostel, der selber Verfolger gewesen war, der selber Täter war, ist auch nach der Konversion ein Getriebener geblieben: Sein „Stachel im Fleisch“ (2 Kor 12,7) ist – was immer er damit genau beschreiben wollte – jedenfalls nichts, das man wegerklären könnte. Seine Enttäuschung über Verräter oder falsche Freunde auch nicht. Paulus ist Realist: Sein Verweis auf die gegenwärtige Zeit ist nicht Zynismus. Es ist ein In-Erinnerung-Rufen, dass nichts, auch kein Leid, endgültig ist. Das ist keine oberflächliche Relativierung des Leidens, das ist eine Relativierung der Endgültigkeit, der zeitlichen Dauer des Leidens.
Foto: Gustave Doré via Wikimedia Commons
Paulus ist jemand, der Zeit seines Lebens die Wiederkunft Christi erwartet hat. Von der Wiederkunft des Herrn sprechen wir heute auch nicht mehr so gerne, weil uns modernen Menschen das Konzept nicht in den Kopf geht. Oder es nicht auf der Tagesordnung steht. Die Welt ist dermaßen voller Schlechtigkeiten, dass man keinen guten Gott annehmen darf, der die Welt zu einem guten Ende vollendet. Insofern ist der moderne Mensch der Ansicht, die Menschen müssten nicht nur selbst für Befreiung und Gerechtigkeit sorgen, sondern auch eine vollendete Gerechtigkeit & Freiheit schaffen. Weltanschauungen, die die endgültige Freiheit und Gerechtigkeit versprechen, verleiten die Menschen zu maßlosen Übergriffigkeiten. Das haben wir spätestens im 20. Jahrhundert leidvoll gelernt.
Paulus hingegen dachte anders, über das hinaus, was der Mensch zu schaffen imstande ist: Der einzige endgültige Zustand für uns Christen ist die Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Das ist nicht beschönigend gemeint, denn Paulus ist Realist wie überhaupt jeder christlicher Glaube wesenhaft realistisch bzw. realitätsbezogen sein muss. Gottes Wort ist Mensch geworden (Joh 1,14), d.h. es ist Wirklichkeit geworden. Und dieser Mensch wurde auf unerträgliche Weise von anderen Menschen gefoltert und ist am Kreuz gestorben.
Was wir heute und die Christen in Rom von Paulus zu hören bekommen, ist also nicht eine Einladung an den einzelnen Gläubigen, sich das Leid oder auch das Unrecht schön zu reden. Mit seinem Rückgriff auf die Schöpfungsgeschichte sagt er den machtverwöhnten Römern nichts anderes, als dass ihr eigenes Reich endlich ist. Sogar das Weltreich hat keine absolute Geltung.
„Unsere Welt ist kein Dauerzustand“
Der moderne Mensch, auch der moderne Christ (manchmal) möchte es nicht unbedingt zu laut hören: Aber unsere Welt ist kein ewiger Dauerzustand. Die Wesen und Dinge, aus denen diese Welt gemacht sind oder die diese Welt strukturieren, sind vergänglich. Es ist nicht der Mensch, der durch fortschreitende Formen von Gerechtigkeit das Leid, das Böse, die ganze Gewalt abzuschaffen vermag. Gott und nur Gott wird die Herrlichkeit offenbaren. Wobei der gebildete Jude Paulus mit Herrlichkeit die ungefilterte Anschauung, das ungehinderte Hinsehen auf Gott meint. In einem einzigen Fall ist diese Herrlichkeit bereits zutage getreten und historisch fassbar, nämlich in Jesus von Nazareth. Seine Jünger bezeugen, dass durch göttliches Eingreifen Verwandlung geschieht, sie bezeugen die Auferstehung: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut“ (Joh 1,14). Herrlichkeit ist also sozusagen die maximale Gottesnähe. Sie ist das Gegenteil von Hölle.
Eine Hoffnung auf einen gewandelten, sprich verherrlichten Zustand, dass alles, was Menschen in der Zwischenzeit getan oder unterlassen haben, was sie erfahren oder erlitten haben, im allgemeinen Strahlenkranz des Christus aufgeht. Der Zielpunkt unseres Daseins ist keine Reset-Taste, mit der die Schöpfung einfach neu gestartet würde, und danach halt auch jeder andere Mensch mit Adam & Eva durch den Garten läuft.
Eine Vollendung in Herrlichkeit ist gerecht und zwar umfänglich gerecht, wie Papst Benedikt XVI. in seiner Hoffnungs-Enzyklika darlegt: „Niemand und nichts bürgt dafür, dass nicht weiter der Zynismus der Macht, unter welche ideologischen Verbrämungen auch immer, die Welt beherrscht“ (Spe Salvi 42). Im menschlichen Anspruch der allgemeinen Welt-Rettung kommt der einzelne Mensch mit seinem Leid unter die Räder. Auch diese Einsicht gehört leider zum Realismus.
Wir müssen also schon davon ausgehen, dass die kosmologische Verheißung, die Paulus den Römern gegenüber darlegt, nicht nur eine von vielen Welterklärungen ist, sondern dass sie wiederum konkrete Auswirkungen auf den Einzelnen hat: Es ist im Großen und Ganzen eben nicht egal, wie es dem Kleinen und Unmündigen (Vgl. Mt 11,25) ergangen sein wird. Es ist nicht egal, ob jemand eine Mörderin, ein Dieb oder eine Lügnerin ist. Die Hoffnung auf eine vollendete Herrlichkeit ist auch die Hoffnung auf eine wirklich ausgleichende Gerechtigkeit. Wirklich ausgleichend ist sie nur, insofern sie eben nicht menschengemacht ist. An die Gerechtigkeit Gottes – das ist unbestrittener Konsens in allen Jahrtausenden jüdisch-christlicher Erfahrung – kann und wird kein menschliches Planen und keine menschliche Ideologie heranreichen, sei sie auch noch so ausgefeilt.
„Ein wirklicher Friede stellt sich zuallererst dem Leid entgegen“
Wir sehen das in diesen Monaten sehr deutlich vor Augen: „Frieden!“ tönt es von vielen Seiten in und an die Ukraine. Keine Waffen sollen geliefert werden, heißt es. Und das schnelle Wort vom Frieden löst eine gutgemeinte Sehnsucht aus. Die unerfüllt bleibt, insofern sie die Realität verdeckt. Die Alternative zu Waffenlieferungen ist nicht Friede. Die Alternative zu Waffenlieferung ist, dass Drohnen Dörfer bombardieren, Söldner Frauen vergewaltigen und kleine Kinder nach Russland verschleppt werden. Und zwar weiterhin. Ein wirklicher Friede geht über dieses Leid nicht hinweg. Ein wirklicher Friede stellt sich zuallererst diesem Leid entgegen.
Was wir Menschen trotz aller Anstrengung nicht auszugleichen vermögen, wird die göttliche Vollendung ausgleichen. Rettende Hoffnung ist also die Sehnsucht nach einem „Mehr“ als diese Welt und die Menschen, denen die Welt seit Anbeginn unterworfen ist, selber zu leisten vermag.
Vor diesem Hintergrund wird klar, dass das Gericht Gottes nicht eine Drohung sein soll. Das Gericht Gottes ist Gnade und Gerechtigkeit. Bloße Gnade würde in Gleichgültigkeit münden, ausschließliche Gerechtigkeit endet in einem inakzeptablen Zustande der Furcht. Das Gericht ist keine Drohung, das Gericht ist Reinigung. Und zwar eine Reinigung, die nicht erst eintritt, wenn man das Zeitliche gesegnet hat. Es ist eine Reinigung, die hier, in diesem Leben beginnt und derer jeder Mensch bedarf. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zu Wahrheit & Realismus und Absicht zur Liebe ausradiert haben. Das sind Menschen, die hauptsächlich durch und mit Lügen leben. Es sind Menschen, die nur mehr Hass empfinden. Das ist der einzige Zustand, in dem ein Mensch der Ansicht sein kann, dass er keinerlei Reinigung, keinerlei Umkehr, keinerlei μετάνοια bedarf (Vgl. Röm 2,4-5).
Die Annahme, dass es solche Menschen möglicherweise gibt, ist – denke ich – eine Alltagserfahrung. Solche Menschen kann es geben. „Das ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen solche Profile erkennen“, meint Benedikt XVI. (Spe Salvi 45) und stellt mit KKK 1033-1037 fest, dass ein solcher Zustand als „Hölle“ bezeichnet werden kann. Wir sind zurecht zurückhaltend mit der endgültigen Bewertung anderer Menschen, weil niemand von uns wirklich in jemand Anderen hineinschauen kann. „Der, der die Herzen erforscht“ (Röm 8,27) ist nur einer, nämlich Gott. Aber sollten wir nicht bei den Anzeichen dafür schon damit beginnen, dagegen anzurudern?
Der Zustand, in dem ein Leben mit Hass und Lüge, mit Leid und Gewalt verbrämt ist, ist ein unübersichtlicher Zustand. Das sind die „unaussprechlichen Seufzer“ (8,26), denen nur der Geist Gottes einen Sinn zu geben vermag. Besser wäre an dieser Bibelstelle eine eindeutig negativ besetzte Übersetzung gewesen. Dieses Wort στεναγμός ist ein unaussprechliches Stöhnen. Es gibt menschliche Dunkelheit, die wir nicht beschreiben können. Der Israeli Jarden Bibas wird überfallen, ein Jahr lang gefangen gehalten, dabei gequält und gefoltert. Und erst als er endlich freigelassen wird, erfährt er, dass jene, die er liebt, jene für die er gelebt hat längst dahingeschlachtet sind. Im Moment der Freilassung tut sich ein Abgrund auf, der dermaßen tief ist, dass keine menschlichen Worte mehr ausreichen. Jeder Versuch der Erklärung oder gar Relativierung muss als zynisch gewertet werden: Keine Politik, keine Maßnahme, auch kein Militärschlag rechtfertigt diese Morde.
Edvard Munch: Der Schrei, via Wikimedia Commons
Unser Generalminister, der Generalminister des Franziskanerordens hat am Josephi-Tag (25.3.2025) dazu aufgerufen, in diesem Jahr die anstehende Karfreitagskollekte – das ist die jährliche Spendensammlung für die Christen im Heiligen Land – besonders engagiert zu begleiten. Auf der Homepage des Ordens ist der Brief nachzulesen. Eine deutsche Arbeitsübersetzung findet sich auf der Homepage der Franziskanerprovinz Austria. Fr. Massimo Fusarelli warnt davor, dass der Krieg die christliche Präsenz im Heiligen Land auszulöschen droht. Er appelliert daran, dass die universale Weltkirche die Friedensarbeit der Franziskaner unterstützt. Und er sagt „Machen wir uns den Schrei der Christen zu eigen“. Eine Welt, die einem Hass versinkt, welcher jahrzehntelang gepflegt und gefördert worden ist, kann nicht einmal mehr schreien. Wir können den Appell ruhig erweitert verstehen. Es gilt für die Christen im Heiligen Land, es gilt für die verfolgten Christen überall auf der Welt, aber es gilt auch über die Christen hinaus für Menschen wie Jarden Bibas: Die erste Form der Solidarität ist, dass wir dem unaussprechlichen Stöhnen eine Stimme geben. Dass wir uns den Schrei der Gequälten zu eigen machen.
„Die er [Gott] aber vorausbestimmt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht“ (Röm 8,30). Liebe Sr. & Br., als ich das erste Mal diesen Satz gelesen habe, kam mir unwillkürlich die Frage, ob es denn auch welche gibt, die mit diesem Satz nicht gemeint sind. Ob Paulus Menschen kennt, die eventuell aus dem Heilsplan hinausgefallen sind. Und wer diese Menschen eventuell sind. Natürlich ist so etwas nicht gemeint. Der Völkerapostel wäre wohl der Allerletzte gewesen, der davon ausginge, dass Gott jemanden erschafft, den er dann a priori zugrunde gehen lässt. Das Entscheidende ist diese Verkettung der Handlungen Gottes. Die Christen, also jene, die sich zu Christus bekennen, die auf Christus getauft sind, gehören zusammen. Benedikt XVI. meint „Keiner lebt allein.“ „Keiner sündigt allein.“ „Unsere Leben interagieren miteinander.“ (Spe Salvi 48) Und Paulus hängt diese Kette jetzt direkt an Gott an (Vgl. Röm 14,7). Wir bilden nicht nur eine Gemeinschaft untereinander. Wir bilden auch eine Gemeinschaft mit Gott. Und das hat wiederum Auswirkungen auf den Einzelnen.
„Vorausbestimmt“ heißt „gottgewollt“. Nicht alles, was ich bin oder gar tue und unterlasse, ist gottgewollt. Aber mein Dasein ist es. Und das bedeutet: Niemand vegetiert allein. Existentielle Verlassenheit ist einer der größeren Abgründe unserer Zeit. Wir müssen nicht in die Ukraine oder nach Nahost fahren, um diesen Abgrund zu finden. Die Verzweifelten, die, die keine Perspektive mehr haben und deswegen ihr Dasein aufgeben – die finden wir vor unserer Haustür zu Genüge. So wie der reiche Mann im Bildwort Jesu, den armen Lazarus gefunden hätte, wenn er auch nur einmal hingeschaut hätte (Vgl. Lk 16,19-31). Die existentielle Einsamkeit entsteht im Leid und sie erfasst nach und nach den ganzen Menschen, der Leid erfahren hat. Die vieldiskutierte Euthanasie ist nur das letzte Siegel der existentiellen Vereinsamung. Es ist eine Vereinsamung, die unserem Paulus widerspricht: „Du bist nicht vorausbestimmt“, „du bist nicht gottgewollt“, „niemand mag oder sieht dich“.
„Hoffnung schenken bedeutet, Möglichkeiten zu suchen, dass ein Mensch im Abgrund Ja sagen lernt zu sich selbst.“
Ich habe das erlebt, wie es ist, mit einem Menschen, der nach der Erfahrung schwerer Gewalt mit sog. Flashbacks kämpft. Ich habe erlebt, wie es ist, mit einer Frau über den Münchner Marienplatz zu gehen, eben noch über Moden gesprochen zu haben und sie dann scheinbar grundlos – getriggert von einem Geruch – zu verlieren. Mitten im Gespräch wurden die Sätze weniger. Dann wurden ihre Sätze unverständlich. Die Augen matt und abwesend. Abseits der Menschenmassen sind wir im leeren Alten Hof auf einer Parkbank gesessen und ich konnte nur zugesehen. Übrig blieb ein Wimmern. Unerreichbar für mich. In sich gefangen im neu Durchleben des längst Vergangenen. Mir blieb nur übrig, ohnmächtig zu warten: 5 Minuten, 15 Minuten, 27 Minuten. Dann wurde die Frau wieder ansprechbar. Seither weiß ich, was Paulus meint mit dem unaussprechlichen Stöhnen. In solchen Momenten – so sagt die Frau – fehlt Dir jede Begründung dafür, dass Du existierst. Dass Du da bist. Einer solchen Frau, liebe Br. & Sr., kann man nicht einfach sagen, die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zur Herrlichkeit, die offenbar werden soll. Aber wenn wir Hoffnung geben wollen, dann sollten wir Wege suchen, solchen Menschen ein Licht zu schenken. Hoffnung ist das Ja-sagen zur eigenen Existenz. Und da haben wir jetzt, wenn wir so wollen, einen moralischen Imperativ aus unserer Römerbrief-Stelle, der uns Christen wirklich aufgetragen ist: Hoffnung schenken bedeutet, Möglichkeiten zu suchen, dass ein Mensch im Abgrund Ja sagen lernt zu sich selbst. Hoffnung schenken heißt, niemanden in der existentiellen Einsamkeit zurückzulassen und uns den Schrei der Gequälten zu eigen zu machen. Hoffnung schenken heißt zu bezeugen, dass es eine größere Gerechtigkeit gibt als Menschen selber zu leisten vermögen. Das alles rettet unter Umständen Leben. Es bedeutet, „Pilger der Hoffnung“ zu sein. Amen. (mtz)
Inwiefern die biblische Königin Esther ziemlich gut in unsere Zeit passen würde: Glaube lässt sich nicht aberziehen. Gedanken zu Est 4,17k-7. (k) Auch die Königin Ester wurde von Todesangst ergriffen und suchte Zuflucht beim Herrn. Sie legte ihre prächtigen Gewänder ab
Inwiefern die biblische Königin Esther ziemlich gut in unsere Zeit passen würde: Glaube lässt sich nicht aberziehen. Gedanken zu Est 4,17k-7.
(k) Auch die Königin Ester wurde von Todesangst ergriffen und suchte Zuflucht beim Herrn. Sie legte ihre prächtigen Gewänder ab und zog die Kleider der Notzeit und Trauer an. Statt der kostbaren Salben tat sie Asche und Staub auf ihr Haupt, vernachlässigte ihren Körper, und wo sie sonst ihren prunkvollen Schmuck trug, hingen jetzt ihre Haare in Strähnen herab. Und sie betete zum Herrn, dem Gott Israels: (l) Mein Herr, unser König, du bist der Alleinzige. Hilf mir! Denn ich bin hier einzig und allein und habe keinen Helfer außer dir; die Gefahr steht greifbar vor mir.
(m) Von Kindheit an habe ich in meiner Familie und meinem Stamm gehört, dass du, Herr, Israel aus allen Völkern erwählt hast; du hast dir unsere Väter aus allen ihren Vorfahren als deinen ewigen Erbbesitz ausgesucht und hast an ihnen gehandelt, wie du es versprochen hattest. (n) Wir aber haben uns gegen dich verfehlt und du hast uns unseren Feinden ausgeliefert, weil wir ihre Götter verehrt haben. Du bist gerecht, Herr. (o) Jetzt aber ist es unseren Feinden nicht mehr genug, uns grausam zu unterjochen, sondern sie haben ihre Hände zum Schwur auf die Hände ihrer Götterbilder gelegt, dein Versprechen zu vereiteln, deinen Erbbesitz zu vernichten, den Mund derer, die dich loben, verstummen zu lassen und das Licht deines Tempels und das Feuer auf deinem Altar auszulöschen. (p) Stattdessen wollen sie den Heiden den Mund öffnen, damit sie ihre nichtigen Götzen preisen und auf ewige Zeiten einen sterblichen König verherrlichen. (q) Überlass dein Zepter, Herr, nicht den nichtigen Götzen! Man soll nicht höhnisch über unseren Sturz lachen. Lass ihre Pläne sich gegen sie selbst kehren; den aber, der all das gegen uns veranlasst hat, mach zum warnenden Beispiel! (r) Denk an uns, Herr! Offenbare dich in der Zeit unserer Not und gib mir Mut, König der Götter und Herrscher über alle Mächte! (s) Leg mir in Gegenwart des Löwen die passenden Worte in den Mund und stimm sein Herz um, damit er unseren Feind hasst und ihn und seine Gesinnungsgenossen vernichtet! (t) Uns aber rette mit deiner Hand! Hilf mir, denn ich bin allein und habe niemand außer dir, o Herr!
(u) Du kennst alles. Du weißt auch, dass ich den Prunk der Heiden hasse und das Bett eines Unbeschnittenen und Fremden verabscheue. (v) Du weißt, dass ich das Zeichen meiner Würde verabscheue und es an den Tagen meines öffentlichen Auftretens nur unter Zwang auf dem Kopf trage. (w) Ich verabscheue es wie die Tücher zur Zeit meiner Regel und trage es nicht an den Tagen, an denen ich meine Ruhe habe. (x) Deine Magd hat nicht am Tisch Hamans gegessen, ich habe keinem königlichen Gelage durch meine Anwesenheit Glanz verliehen und habe keinen Opferwein getrunken. (y) Seit deine Magd hierherkam, bist du für sie der einzige Grund, sich zu freuen, Herr, du Gott Abrahams. (z) Gott, du hast Macht über alle: Erhöre das Flehen der Verzweifelten und befrei uns aus der Hand der Bösen! Befrei mich von meinen Ängsten!
Esther soll niemanden merken lassen, wo sie herkommt.
Die Geschichte von Königin Esther könnte die Geschichte vieler junger Menschen im 21. Jahrhundert sein: Als ganz junger Frau werden ihr Identität und Glaube sozusagen „aberzogen“: Sie soll den Glauben nicht zeigen, sie soll niemanden merken lassen, woher sie kommt. Sagt ausgerechnet ihr Vormund, der fromme Jude Mordechai, der Beamter am heidnischen Hof ist. Er will, dass die junge Frau Karriere macht und Ansehen gewinnt, dass sie Königin wird. Das wird sie auch, und sie fügt sich in ein durch und durch säkulares Machtgefüge am Hof des Artaxerxes ein. Und als der säkulare Staat im Antisemitismus versinkt, ist es dann aber wieder Mordechai, der plötzlich möchte, dass sich Esther bekennt und eingreift. Das ist gefährlich: Eine solche Einmischung könnte die Königin das Leben kosten. Sie muss abwägen: Versucht sie den mordlüsternden Antisemiten aufzuhalten oder schaut sie auf das, was sie sich erarbeitet hat?
Sie entscheidet sich für den gefährlichen Rettungsversuch: das ist die Notlage, die „Todesangst“ (Est 4,17k). Das biblische Buch kommt ohne Gott aus. Er wird nicht genannt und tritt nie auf: Die beiden Gebete von Esther (Est 4,17k-z) und zuvor jenes von Mordechai (Est 4,17a-i) sind griechische Einschübe, aber obschon es die hebräische Vorlage nicht ausdrücklich beschreibt, ist auch dort die Haltung der Frau eine betende. Was in jedem Fall klar ist: Angesichts der Frage nach der eigenen Existenz bricht die Beziehung zu Gott auf: „Ich bin allein und habe niemand außer dir, oh Herr“ (Est 4,17t). Dieses Vertrauen kann sie eigentlich gar nicht haben, wenn man ihre Lebensgeschichte bedenkt. Sie hat nie erfahren, dass Gott jemand ist, der einen beschützt. Ihre Welt besteht aus den Götzen einer säkularen Königsherrschaft, in der Schönheit, Machtspiel und zwischenmenschliche Taktik gefragt sind.
Glaube an Gott hängt nicht von der Frage ab, ob er tradiert wird.
Wie in modernen Ländern unserer Zeit, in denen beispielsweise das Christentum für Generationen als überholt aberzogen wurde. Königin Esther ist ein Beispiel, dass der Glaube an Gott nicht zwingend davon abhängt, ob er tradiert und gepflegt wird. Gott ist da, auch wenn er jahrelang nicht angesprochen wurde, wenn er dauerhaft nicht gepriesen wurde, wenn die Menschen seinen Namen nicht mehr aussprechen. Er ist das und ein Mensch weiß, dass er da ist.
Jetzt kann man sagen, dass das ein altes Muster ist: In Todesangst klammern sich die Menschen an gute Geschichten: Aber das Gebet der Esther verdeutlicht, dass sie sich nicht an irgendeine Religion klammert. Denn diese „gute Geschichte“ kann sie gar nicht mehr glauben. Sie wurde ihr ja aberzogen. Esther betet, weil der Anruf von Gott, das Wiederaufnehmen einer Beziehung offensichtlich existentiell ist: „Du bist der Einzige“ (4,17l) und man hört das Glaubensbekenntnis aus Dtn 6 heraus: Der Gott Israels ist nicht einer der vielen Götzen. Er ist keine Trostgeschichte. Er ist der einzige Gott.
Merkmal des jüdischen Gottes ist es, dass nicht die Menschen ihn gnädig stimmen, sondern dass er sich den Menschen verpflichtet hat.
Du hast Israel aus allen Völkern erwählt (4,17m) und „als deinen Erbbesitz ausgesucht“ (4,17m): Das Alleinstellungsmerkmal des jüdischen Gottes ist, dass nicht die Menschen ihn anbeten und gnädig stimmen, sondern dass er sich den Menschen verpflichtet hat. Abraham hatte das erfahren. Es ist die Erfahrung von Jona. Und für uns Christen ist es letztlich Christus am Kreuz. Diese Selbstverpflichtung Gottes fordert Esther in ihrem Appell nun ein. Sie tut das im unerklärbaren Vertrauen darauf, dass er nicht nur irgendwie da ist oder dass nicht nur irgendwie alles einen Sinn hat, sondern dass ihr dieser Gott konkret in der spezifischen Situation hilft: dass er ihr den Mut gibt (4,17r) und die passenden Worte (4,17s), um vor dem weltlichen Herrscher zu bestehen. Er soll quasi ihre Rede schreiben. Königin Esther führt uns vor Augen, dass auch der heidnische Großkönig, der gottgleiche Machthaber im Grunde unter dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs steht. Das ist der Sinn dieses Gebetes.
Gläubige Menschen brauchen vor allen Säkularisierungsthesen nicht zu resignieren: In Christus ist dieser Gott Mensch geworden. Gott hat sich mit dem Kreuzesopfer selbst verpflichtet, jene, die zu ihm gehören, nicht zugrunde gehen zu lassen. Das ist ein unerschütterlicher Bundesschluss. Das ist der Grund, warum wir beten und warum wir darauf vertrauen, dass wir von Gott, der gut ist, erhört werden (Vgl. Mt 7,11).
Selbst der Messias wird von Johannes im Jordan getauft. Das hat Auswirkungen bis heute. Es ist die Tür, durch die alle Menschen eintreten können. Lk 3,15-16.21-22 In jener Zeit15 war das Volk voll Erwartungund alle überlegten im Herzen,ob Johannes nicht
Selbst der Messias wird von Johannes im Jordan getauft. Das hat Auswirkungen bis heute. Es ist die Tür, durch die alle Menschen eintreten können.
Lk 3,15-16.21-22
In jener Zeit 15 war das Volk voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 21 Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel 22 und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Für die Menschen der Antike war es eigentlich nie wichtig, wo eine Persönlichkeit geboren wurde oder wie sie aufgewachsen ist. Die Umstände von Kindheit und Jugend hat die Menschen schlicht nicht interessiert. Jesus von Nazareth, dessen Kindheitsgeschichten wir über Weihnachten gehört haben, oder der Täufer Johannes sind da eine immer schon Ausnahmen gewesen. Nicht-christliche Ausnahmen sind Kaiser Augustus, einige ägyptische Pharaonen oder mythologische Figuren wie die Stadtgöttin Athene.
Was die Menschen der Antike wirklich interessierte, war der Anfangspunkt des eigenständigen Wirkens in der Öffentlichkeit. Denn diese Anfangspunkte erzählen meistens über die Vorzeichen, unter denen ein Lebenswerk zu verstehen war. Momente des Anfangs erzählen dem Publikum, „wes Geistes Kind“ eine Persönlichkeit war. Wir können also sagen, mit der Taufe Jesu feiern Christen eine zweite Erscheinung des Herrn. Als Christen mit dem Blick zurück wissen wir natürlich von der Bedeutung der Geburt und den Umständen der ersten Lebensjahre. Aber mit der Taufe im Jordan wird es ernst: Die rund 30 Jahre, in denen das Wort Gottes unbemerkt in einem einfachen Haushalt in Nazareth gelebt hatte, sind vorbei: Der erwachsene Mann entscheidet sich dafür, sich einer bestimmten Reformbewegung anzuschließen – der Bewegung um den Täufer Johannes – und als sein erstes öffentliches Wirken macht er etwas Bemerkenswertes: Er stellt sich in eine Warteschlange.
Jesus wartet und betet
Das ist aus zwei Gründen bedeutsam: Erstens präsentiert sich Jesus als eine Art Gegensatz zu den gewöhnlichen Herrschergestalten. Kein Herrscher wartet bei seinem Antritt auf irgendjemanden. Meist ist es umgekehrt: Tritt beispielsweise in Rom ein neuer Kaiser an, dann sind es Senatoren und Leute aus dem Volk, von denen erzählt wird, wie sie warten bis der neue Imperator auftritt. Jesus, der eigentliche Weltenherrscher, den der Täufer ankündigt (Mit Feuertaufe beschreibt Johannes das Endgericht, vgl. Lk 3,16) ist anders: Er wartet. Und wir können mit vielen Exegeten annehmen: Jesus betet hier.
Dieses betende Warten Jesu ist aus einem zweiten Grund wichtig: Nicht die ersten Worte des neuen Herrschers sind maßgeblich, sondern zwei andere Worte setzen das Vorzeichen für Jesu Leben: Der Täufer Johannes, der von sich weg und auf den Christus hinweist. Der Täufer wird zum Garanten dafür, dass Jesus und später seine Jünger fest eingebettet in die Heilsgeschichte Israels bleiben. Das gilt bis heute: Vor dem Hintergrund des Täufers muss man sagen: es gibt kein Christentum ohne Juden. Das zweite Vorzeichen für Jesu Leben vermittelt uns die Stimme aus dem Himmel.
Es gibt kein Christentum ohne Juden.
Das Öffnen des Himmels und die Begegnung von Himmel und Erde, die sich hier ereignet, trägt die gesamte Botschaft des Evangeliums. Jesu Glaubwürdigkeit, sein authentisches Sprechen und Handeln, in denen er anderen einen Blick in den Himmel, in die Welt Gottes gewährt, sind abgesichert durch den Augenblick seiner Taufe bzw. durch das Herabkommen der Taube. Das Volk am Jordan ist Zeuge dafür: Durch diese Stimme (egal ob Gott direkt oder Engelsstimme) wird Jesus bewusst gemacht, in welcher einzigartigen Beziehung zu Gott er steht. Christentum, so könnten wir sagen, das sich von Christus ableitet, ist ein öffentlicher Dialog mit dem Schöpfergott. Wir haben nur Christus. Und wenn wir ehrlich sind, müssten wir Christen eigentlich noch schärfer formulieren: Diese Welt hat nur Christus.
Die Taufe Jesu ist ein historisch greifbares Ereignis: Von Beginn an haben die Christen dieses Ereignis als Auftakt für das Anbrechen des Gottesreiches verstanden (Vgl. Apg 10,37). Die Taufe Jesu im Jordan erklärt uns bis heute, unter welchen Vorzeichen wir das Leben des Herrn verstehen sollen. Seine Taufe erklärt, wes Geistes Kind dieser Jesus von Nazareth ist. Das ist nicht irgendein Lehrmeister oder ein kluger Lebensratgeber. Es kommt auch nicht auf seine Aussagesätze an, sondern das eigentliche Wesensmerkmal ist, dass er der Sohn des allmächtigen Schöpfergottes ist. Der Sohn, an dem der Vater Wohlgefallen hat. Der Sohn, über den Gott alle Menschen überall auf der Welt erreichen möchte: „Ich schaffe und mache dich zum Bund mit dem Volk, zum Licht der Nationen.“ (Jes 42,6). Amen.
Ich weiß nicht genau, ob es Ihnen ähnlich ergeht, aber ich habe Märtyrern gegenüber immer ein zweifaches Gefühl. Einerseits ist da die Bewunderung. Märtyrer sind offensichtlich starke Menschen: Frauen und Männer, die für Christus sterben, sind Helden des Glaubens. Auch
Ich weiß nicht genau, ob es Ihnen ähnlich ergeht, aber ich habe Märtyrern gegenüber immer ein zweifaches Gefühl.
Einerseits ist da die Bewunderung. Märtyrer sind offensichtlich starke Menschen: Frauen und Männer, die für Christus sterben, sind Helden des Glaubens. Auch in unserer Zeit erleben wir jede Menge solcher Helden: Die Christen sind heute die meistverfolgte Glaubensgemeinschaft der Welt. Anderseits habe ich immer auch eine bestimmte Furcht oder eine Ehrfurcht empfunden: Wäre ich imstande, Christus derart zu bezeugen wie z.B. der heilige Franziskanerpater Engelbert Kolland, der 1860 in Damaskus sein Leben gelassen hat.
Martyrium ist nicht Todessehnsucht. Es geht nicht darum, dass Menschen lebensmüde sind. Fast jedem Martyrium voraus geht ein inneres Ringen, ein Abwägen von Argumenten: Bestehe ich auf den Grundsatz oder gebe ich nach? Bei einer Vielzahl von Märtyrern – insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus – wissen wir von diesem Ringen. Denken wir nur an den seligen Franz Jägerstätter: Seine Ablehnung des menschenverachtenden und auch antichristlichen Regimes bedeutete auch, dass seine Familie ohne ihn zurechtkommen musste. Das war ihm bewusst. Und damit hat Franz Jägerstätter auch gerungen. Christliches Martyrium ist also nicht unüberlegtes Handeln: Wann ist der Moment gekommen, an dem man nicht mehr ausweicht? P. Engelbert war um das eigene Leben bemüht. Erst als ihm die Häscher keinen Ausweg mehr ließen, blieb er standhaft: Eine Verleugnung des Glaubens kam für ihn nicht in Frage.
Heute tragen alle möglichen Bekenner die Bezeichnung „Märtyrer”. Im ursprünglichen Sinn stehen Märtyrer aber nicht für eine eigene Idee ein. Märtyrer bezeugen nicht sich selbst, sondern sie weisen von sich weg: Märtyrer bezeugen Christus. Es ist eine besondere Form der Nachfolge, die ökumenisch ist: So gut wie alle christlichen Konfessionen kennen Menschen, die ihr Leben lassen mussten, insofern sie an Christus festhielten. Erst der Bezug auf Christus macht aus selbstsicherer Sturheit echte Standhaftigkeit.
Standhaftigkeit und Christus-Liebe sind zwei gleich wichtige Seiten eines Blutzeugen. Nicht jeder Gläubige muss ein Martyrium erleiden, aber alle brauchen wir solche Vorbilder: “Wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es gewinnen” (Mt 10,39).
Die Orthodoxe Kirche in Russland ist größtenteils mit dem Staat verwoben. Spätestens seit Wladimir Michailowitsch Gundjajew im Jahr 2009 als Kyrill I. zum Patriarchen aufgestiegen ist, wähnt sie sich in einem Kulturkampf gegen liberale Werte des Westens. Aber nicht gegen
Die Orthodoxe Kirche in Russland ist größtenteils mit dem Staat verwoben. Spätestens seit Wladimir Michailowitsch Gundjajew im Jahr 2009 als Kyrill I. zum Patriarchen aufgestiegen ist, wähnt sie sich in einem Kulturkampf gegen liberale Werte des Westens. Aber nicht gegen alle. Innerhalb der Orthodoxen Kirche gibt es Vertreter alternativer Standpunkte oder sogar Widerständler, aber von außen sind sie kaum wahrnehmbar. Das ist die Einschätzung von Regina Elsner, Professorin für Ostkirchenkunde und Ökumenik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, die sie in einem Online-Gespräch der Reihe „Sozialethische Morgenlage Mitteleuropa“ dargelegt hat. Die Serie ist ein Projekt der in Wien tätigen Vereinigung für Sozialethik in Mitteleuropa: Mit dem neuen Format lädt die Vereinigung regelmäßig zu einem Gedankenaustausch mit Wissenschaftern zu aktuellen Themen. Anmelden kann man sich online. Einige Notizen eines Hörers.
1. Vernunft als Teil des Glaubens
Die Orthodoxen Kirchen in Osteuropa – und insbesondere jene in Russland – sind nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Sozialismus innerhalb weniger Jahre zu einer machtvollen Institution herangewachsen. Kirchliche Vertreter haben Einfluss auf Haltung und Überzeugungen vieler Menschen. Bischöfe wie Kyrill üben diesen Einfluss auch aus, indem sie gesellschaftliche Entwicklungen kommentieren und bewerten. Nachdem zu Beginn der 1990er Jahre die meisten anderen Institutionen aus der Sowjetzeit zusammengefallen waren, schenkten viele Menschen der intakt gebliebenen Kirche zunehmendes Vertrauen. Spätestens ab 1997 ist es zu einer verstärkten Kooperation zwischen Orthodoxer Kirchenführung oder Orthodoxen Theologen und staatlichen Machthabern gekommen.
Aus Sicht eines säkularen Staates stellt sich die Frage, welche Verpflichtungen nimmt der Staat Kirchen und kirchlichen Vereinigungen ab und welche Rechte gewährt er ihnen. Das geschieht in den meisten Staaten der Freien Welt in Prozessen jahrelanger Aushandlungen und auch nicht aus Gründen gnadenhafter Zugeständnisse der Kirche gegenüber, sondern wegen der Einsicht, dass Ausübung von Religion ein grundsätzlich den Bürgern zu garantierendes Recht ist. Ähnlich ist dieselbe Fragestellung aus der anderen Perspektive, jener der Religionsgemeinschaft, seit Jahrhunderten ein prozesshaftes Ringen: Welche Beziehung soll eine Glaubensgemeinschaft oder sollen die Gläubigen zum Staat und dessen Machtstrukturen unterhalten? In jüdisch-christlicher Vorstellung ist die Frage nach der angemessenen Beziehung auch eine Glaubensfrage, insofern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs immer auch weltimmanent in der Geschichte wirkt. Das ist biblisch gut grundiert und im Christentum seit seinen Anfängen eine beständig neu auftretende Frage. Insofern Gott neben allem Anderen in der Welt auch die nicht gläubigen Herrscher oder säkulare Machtstrukturen will oder zumindest zulässt, steht ihre grundsätzliche Legitimität theologisch außer Zweifel. Was natürlich nie heißen kann, dass der einzelne Akt eines Herrschers göttliche Legitimation erfährt. Im Hintergrund leuchtet des Paulus holzschnitzartig formulierte Mahnung an die Christen in Rom auf, wonach sich jeder Mensch den Trägern staatlicher Gewalt unterzuordnen habe, denn „es gibt keine staatliche Gewalt außer von Gott; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt“ (Röm 13,1). Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass Bürger ihren Glauben nicht in einen endzeitlichen Aufstand gießen, wie Bonhoeffer konstatiert, der die Gottgegebenheit von staatlicher Obrigkeit insofern begrenzt sieht, dass neben ihr andere Obrigkeiten wie bspw. die Familie dieselbe Autorität beanspruchen können und keine Obrigkeit die andere zu vereinnahmen hat1. Außer Frage steht, dass mit dieser Mahnung des Völkerapostels leicht Unrecht geschehen kann und geschehen ist. Einen negativen Höhepunkt konstruierten die deutschen Nationalsozialisten, die mit einer verzerrten Lektüre von Röm 13 den eigenen Totalitarismus als gottgewollt darzustellen suchten. Was nur mittels Auslassung wesentlicher Teile des paulinischen Textes möglich ist2. Paulus steht mit seiner Mahnung in der Tradition anderer diasporajüdischer Denker wie Philo und Josephus. Schlussendlich ist der Abschnitt eine Absage daran, das Evangelium zu einem revolutionären Akt zu degradieren, der die heidnische Herrschaft mit dem Reich Gottes ersetzen soll. Zudem steht der Integrationsaufruf unter den Vorzeichen fundamentaler Grundwerte wie beispielsweise der Nächstenliebe (Röm 13,8), Gerechtigkeit (Röm 13,5-6) oder Selbstverantwortung (Röm 12,2).
Der Versuch der Christen, die pantokratische Christologie oder den, aus dem Judentum übernommenen strikten Monotheismus mit einer Welt zu vereinen, die religiös pluralistisch und oft genug auch christenfeindlich ist, ist historisch von einmal mehr, einmal weniger starkem Erfolg geprägt. Katholischerseits scheint das Konzil zu sehr ähnlichen Überzeugungen gelangt zu sein wie zuvor Bonhoeffer (GS 73-76). Wesentlich ist dabei, dass sowohl der individuelle Mensch als auch die kollektive Gemeinschaft eine saubere Trennung der Lebensbereiche vornimmt: „Sehr wichtig ist besonders in einer pluralistischen Gesellschaft, daß man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so daß zwischen dem, was die Christen als Einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird“ (GS 76). In diesem Grundsatz offenbart sich ein erstes Problem der theologischen Aufladung des russischen Patriarchen, mittels derer er den Kriegszug gegen die Ukraine zu rechtfertigen sucht. Kyrill positioniert die Russisch-Orthodoxe Kirche in einem „metaphysischen Kampf“, bei dem es gelte, sich „auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren“ zu stellen. Die Regierung im Kreml ist also ein heilbringendes, ein soteriologisches Instrument geworden. Aufrechterhalten lässt sich diese Zuschreibung allerdings nur, solange der Patriarch wesentliche Aspekte des russischen Handelns auslässt: Todesopfer, Vergewaltigungen, Verschleppungen und nicht zuletzt der nicht zu leugnende Bruch internationaler Vereinbarungen. Im katholischen Verständnis sind Gerechtigkeit und Vernunftgebrauch aber nicht nur optionaler Zusatz, sondern wesentlicher Bestandteil des Glaubens. Darauf wies 2010 Papst Benedikt XVI. vor dem deutschen Bundestag hin und zitierte in diesem Zusammenhang nicht zufällig das berühmte Wort des Augustinus von der Räuberbande des rechtsfreien Staates: Auf Augustinus hatte sich schon Sophie Scholl bezogen. Entscheidend bei der Feststellung dessen, was Recht ist, sei es, dass Vernunft und Natur aufeinander bezogen werden müssten, konstatierte dabei Ratzinger. Wendet man nun den Grundsatz auf die Parteinahme des Patriarchen an, wird schnell klar, dass seiner Einordnung in das Kreml-System eine beschädigte Theologie zugrunde liegt. Wer seiner Argumentation folgt oder Verständnis für die russische Position im Krieg gegen die Ukraine signalisiert, muss erklären, wie er die Elemente offensichtlichen Unrechts rechtfertigt.
2. Mit wem wir (nicht mehr) sprechen
Es scheint so, dass der Diskurs innerhalb der Russischen Orthodoxie genauso wenig einhellig ist wie in der russischen Gesellschaft insgesamt. Widerstand organisiere sich vorwiegend in der Auslandscommunity, innerhalb Russlands träten Dissidenten immer weniger öffentlich in Erscheinung, erzählt Elsner während der Morgenlage. Im März 2022 haben sich ca 300 Priester der Orthodoxen Kirche in einem Offenen Brief gegen den Krieg ausgesprochen. Im Großen und Ganzen bleibt der Widerstand aber im Untergrund. Das Regime im Kreml ist auch auf Diskurshoheit bedacht und investiert einiges im In- und Ausland, diese Diskurshoheit zu erlangen oder zu bewahren. Dazu gehört auch die Verfolgung von Dissidenten und deren Familien. Vor diesem Hintergrund sind auch all jene Versuche einzuordnen, Gespräche mit Offiziellen oder Kirchenvertretern für das eigene Narrativ zu instrumentalisieren. Aus der eigenen Erfahrung in Osteuropa empfiehlt Elsner deswegen, „dass man mit der Kirchenleitung überhaupt keinerlei Kontakte mehr pflegen sollte„, derlei Anstrengungen – auch ökumenischer Art – seien durchgängig instrumentalisiert worden.
Das verständliche Ansinnen, sich nicht für Propaganda instrumentalisieren zu lassen, eröffnet ein Dilemma: Einerseits führt Russland einen Informationskrieg, mit dem es auch im Ausland den Diskurs zu bestimmen sucht. Gesprächspartner zu haben, verleiht Legitimation. Demzufolge erscheint es angemessen, einem kriegerischen Regime nicht auch noch von außen solche Legitimation zu geben. Anderseits verbleibt einer christlich-sozial geprägten Anstrengung zum Frieden nur der Dialog. Vor dem Hintergrund, dass weiterhin die Mehrheit der Menschen in Russland hinter ihrer Regierung stehen, wird die Dialogbereitschaft sogar zur Verpflichtung. Insofern erscheinen auch die Dialog-Anstrengungen des Heiligen Stuhls weniger in „mangelnder Kompetenz“ begründet, sondern sind Ausdruck einer konsolidierten Haltung oder Tradition: Für die vatikanische Diplomatie ist der Erhalt eines Gesprächsfadens ein übergeordnetes Ziel, für das sie unter Umständen – z.B. in China – sogar bereit ist, bei Glaubensinhalten Kompromisse einzugehen. Ausschließlich mit Oppositionellen zu sprechen, birgt mittelfristig die Gefahr, an Russland vorbeizureden. Es wird also eine beständige Abwägung brauchen, unter welchen Umständen und zwischen welchen Partnern Dialog angemessen erscheint.
3. Wie universal „Menschenrechte“ sind
Innerhalb eines sozialethischen Diskurses scheint es einen universal gültigen Kanon zu geben, an dem Handlungen und Inhalte kirchlicher Institutionen gemessen und bewertet werden. Auch Prof. Elsner bezieht sich in der Auseinandersetzung mit der Rolle der Orthodoxen Kirche in Russland mehrmals auf Menschenrechte. So sei die russische Orthodoxie bezüglich freier Religionsausübung international zwar eine Vorkämpferin, Menschenrechte, die die individuelle Lebensweise schützen sollen, würden gleichzeitig oft gar nicht erst anerkannt oder beschnitten. Solche oder ähnliche Tendenzen sind auch in anderen Kirchen zu beobachten, in Russland erlaubt die Verzahnung mit staatlichen Machtstrukturen eine entsprechende Politik. Doch sind Menschenrechte überhaupt relevant zur Beurteilung religiöser Inhalte? In den meisten Staaten der Welt – nicht nur im Westen – würde diese Frage bejaht: Es herrscht breiter Konsens darüber, dass es Rechte gibt, die jemandem zukommen, insofern er Mensch ist. Aus christlicher oder katholischer Sicht speist sich der Grundsatz im biblischen Verständnis der Geschwisterlichkeit, die allen Menschen zuteil wird. Schwieriger ist es, die Menschenrechte zu beschreiben, also ihre konkrete Entfaltung. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 hat zwar globale Anerkennung gefunden, ist aber ein juristischer Text, der abstrakte Ideale verbindlich machen will. Ihre Umsetzung hängt aber vom spezifischen sozio-kulturellen Kontext ab, wie jüngst auch Freistetter / Neuhold dargelegt haben.3
Die quantitative und qualitative Erweiterung des Menschenrechtskataloges nach 1948 birgt jedoch die Gefahr einer Schmälerung des Konsenses und damit der Wirksamkeit der erklärten Ideale insgesamt: „Es ist gängige Praxis geworden, dass Gruppen ihre eigenen ‚Menschenrechte‘ als Kampfinstrumente gegen die ‚Menschenrechte‘ anderer Gruppen einfordern.„4 Realistischerweise kann man annehmen, dass weder die russische Orthodoxie noch der Freie Westen mittelfristig von seinem eigenen Menschenbild Abstand nehmen oder jeweils zentrale Inhalte aufgeben wird. Vor dem Hintergrund des Ringens um Diskurshoheit erscheint es jedoch ratsam, in eine Auseinandersetzung das Gemeinsame zu betonen und nicht mit einem vage definierten Menschenrechts-Begriff zu gehen, der dann Anlass bietet, dem Westen einen Werte-Imperialismus und kulturellen Kolonialismus vorzuwerfen.
4. Welche Gesellschaft zivil ist
Die Frage, wie sich Kirche – im Fall Russlands eben die Russisch-Orthodoxe Kirche – zum Staat positioniert, lässt sich durchaus weiter fassen: Wie integriert sich Kirche angemessen in eine Gesellschaft? Bereits Hannah Arendt hat Widersprüchlichkeiten in der Entwicklung des Gesellschaftsbegriffes aufgezeigt und darauf hingewiesen, wie sich auf der Ebene von Gesellschaft die Sphären des privaten Haushaltes und der öffentlichen Politik annähern bzw. vermischen.
Hängt auch der Bedeutungsinhalt von „Gesellschaft“ vom Fach ab, über das man sich ihm nähert, so kann man dennoch grob feststellen, dass Gesellschaft eine Gemeinschaft von Personen umfasst, die auf irgendeine Weise miteinander interagieren. Problematischer und in sozialethischen Debatten zunehmend eine Herausforderung ist der Begriff der „Zivilgesellschaft“. Geformt hat den Begriff Antonio Gramsci, der darin all jene Gemeinschaften zusammenfasste, die nicht staatlich sind, insofern er jede staatliche Einrichtung als eine Art martialisches Instrument verstand, die zur Unterdrückung der Arbeiterklasse diente. „Zivil“ versteht sich dabei als Gegenteil der martialischen Staatsorgane. Die Begriffsverwendung hat sich inzwischen gewandelt. Heute beschreibt Zivilgesellschaft „(…) einen Bereich innerhalb der Gesellschaft, der zwischen dem staatlichen, dem wirtschaftlichen und dem privaten Sektor angesiedelt ist. Die Zivilgesellschaft umfasst die Gesamtheit des Engagements der Bürger eines Landes – zum Beispiel in Vereinen, Verbänden und vielfältigen Formen von Initiativen und sozialen Bewegungen. Dazu gehören alle Aktivitäten, die nicht profitorientiert und nicht abhängig von parteipolitischen Interessen sind.„5Der Begriff „Zivilgesellschaft“ erscheint in der Öffentlichkeit häufig als qualitative Beschreibung des Nicht-Verzweckten, des absichtslosen Engagements für das Gemeinwohl. Im Idealfall entspringt „Zivilgesellschaft“ der Graswurzel Bevölkerung: Bürger engagieren sich ohne weitere strategische Absichten für ein wichtiges und gemeinwohlorientiertes Anliegen. Bekannte Beispiele sind die Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR, die zum Fall der Berliner Mauer geführt haben oder auch in kleinerem Maßstab Verbände Freiwilliger Feuerwehren. Im Falle Russlands konstatiert Elsner eine Zivilgesellschaft, die allenfalls im Untergrund tätig ist. Im Gegensatz dazu hätten andere Länder Osteuropas stärkere zivilgesellschaftliche Strukturen, die dem Staat und den Kirchen gegenüber als Korrektiv auftreten.
In einer multipolaren Kommunikationsgesellschaft mit einem stark strukturierten Dienstleistungssektor verschwimmen aber zunehmend die Abgrenzungen der Bereiche. Das gilt insbesondere für den Diskurs auf globaler Ebene. Größere Verbände unterhalten zur Erreichung ihrer Vereinszwecke auch grenzüberschreitend wirtschaftliche Tätigkeiten und sind mitunter auch parteipolitisch vernetzt, wie die jüngsten Diskussionen um das bundesdeutsche Recherchenetzwerk Correctiv oder die Mittelmeer-Aktivitäten des Vereines Sea Watch nahelegen. Für eine transparente Debatte erscheint es deswegen zielführender, auf die qualitative Klassifizierung von Interessensgemeinschaften zu verzichten und stattdessen eine Gesellschaft in der Gesamtheit der in ihr wirkenden Akteure zu betrachten. In sozialethischer Hinsicht ist es nämlich schwer belegbar, wieso etwa die Organisation Global 2000 mit dem Prädikat „zivilgesellschaftlich“ versehen werden kann und die Arbeiterkammer eben nicht.
Was bleibt
Insgesamt kann man feststellen, dass der Überfall Russlands auf die Ukraine eine ganze Reihe an sozialethischen Beobachtungen offenbart hat, die bereits vorgelegen waren, die aber seit Februar 2022 unübersehbar aufgebrochen sind:
– Das Regime von Vladimir Putin hat ungefiltert gezeigt, dass es für den Erhalt der Macht bereit ist, Krieg zu führen, Gegner im In- und Ausland zu verfolgen und auszuschalten. Ein wesentlicher Faktor bei der Absicherung seiner Macht kommt kirchlichen Akteuren zu. Vor diesem Hintergrund stellt sich christlicherseits neu die alte Frage, wie eine angemessene Positionierung von Kirche zu Staat überhaupt zu gestalten ist.
– Im Lichte des „hybriden“ Informationskrieges, den Russland nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland führt, stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen mit den Verantwortlichen in Moskau überhaupt ein Dialog möglich und wünschenswert ist. Sozialethisch erscheint eine völlige Einstellung des Dialoges undenkbar, insofern die Alternative zum Gespräch immer das Gefecht ist.
– Maßstab christlich-sozialer Reflexionen sind in einer pluralistischen Welt Menschen- und Bürgerrechte. Allerdings wird in jedem Kommunikationsgeschehen aufs Neue auszutarieren sein, wer konkret was darunter versteht. Eine umfassende Reflexion über Menschenrechte kommt also nicht umhin, am eigenen Menschenbild zu arbeiten. Anthropologische Vorstellungen sind aber nicht universal gültig, sondern unterliegen selber sozio-historischen Umständen.
– Im Sinne einer transparenten Debatte in der Öffentlichkeit erscheint es ratsam, offen darzulegen, wer welche Interessen vertritt: Die Gesellschaft ist eine Einheit mit unterschiedlichen, im Idealfall gleichermaßen legitimierten Akteuren. Eine Entgegensetzung von glaubwürdigeren „Zivilorganisationen“ und weniger glaubwürdigen staatlichen Einrichtungen führt mittelfristig zu Verwirrung.
1 Bonhoeffer, Dietrich: Theologisches Gutachten: Staat und Kirche, in: Glenthøj, Jørgen / Kabitz, Ulrich / Krötke, Wolf (Hg.): Bonhoeffer, Dietrich. Konspiration und Haft. 1940-1945. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1996, (= DBW 16), 506–535.
2 Windegger, Moritz: Alle sind Diener Gottes. Einwirkungen jüdischer Theologie auf das Verständnis von Staat und Gläubigen in Röm 13,1-7, Graz 2023, 32-40.
3 Freistetter, Werner / Neuhold, Leopold: In Zeiten der Krise. Herausforderungen für Gesellschaft und Kirche, Wien 2023, 98-99.
Mitten in den Kriegswirren starb im Sommer 1942 im norditalienischen Padua der Kapuziner Leopold Mandic. Schon zu Lebzeiten galt er als Heiliger. der 12. Mai ist traditionell sein Gedenktag. Im fernen Jahr 1866 in Montenegro als Kind kroatischer Eltern geboren
Mitten in den Kriegswirren starb im Sommer 1942 im norditalienischen Padua der Kapuziner Leopold Mandic. Schon zu Lebzeiten galt er als Heiliger. der 12. Mai ist traditionell sein Gedenktag.
Im fernen Jahr 1866 in Montenegro als Kind kroatischer Eltern geboren war er früh in den Kapuzinerorden eingetreten und wurde in Venedig zum Priester geweiht. Die Hauptaufgabe Leopolds war das Hören der Beichte. Oft saß er fünfzehn Stunden täglich im Beichtstuhl, wo ihn Menschen aus allen Schichten aufsuchten. In Padua – das ist heute noch im dortigen Kapuzinerkloster sehen – war sein Beichtstuhl quasi auch der Ort, in dem er lebte. 30 Jahre lang. Augenzeugen berichten davon, wie der große Marienverehrer eine wundersame Gebetskraft entwickelte, offenbar die Gabe hatte, in die Herzen der Menschen zu blicken und seinen Beichtkindern gleichermaßen prophetisch wie milde erschien. Davon berichtet übrigens auch Albino Luciani, der spätere Papst Johannes Paul I. Das eigentliche Wunder, das Leopold Mandic erwirkte, war aber, dass die Tausenden von Menschen in diesem Beichtstuhl offensichtlich die Kraft fanden, sich wieder Gott hinzuwenden. In diesem Sinn ist der kleinwüchsige Kapuziner ein großer Verkünder geworden, der den Menschen den ihnen nicht oder nicht mehr bekannten Gott verkündet hat, wie es Paulus auch in Athen versucht. Die Athener – so erzählt die Apostelgeschichte (Tageslesung: Apg. 17,15.22 – 18,1) – sind weniger zugänglich als die Zeitgenossen von Leopold Mandic. Aber der Auftrag ist durch die Jahrtausende bis heute derselbe geblieben: „Gott, der über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen hat, lässt jetzt den Menschen verkünden, dass überall alle umkehren sollen“ (Apg 17,30).
Zwei, die hinsichtlich Jahrhundert und je eigener Lebensgestaltung nicht weiter voneinander entfernt sein könnten, finden zueinander. Kalenderbedingt. Der franziskanische Eigenkalender legt für den 21. April den Gedenktag des heiligen Kapuzinerbruders, Konrad von Parzham (1818-1894), fest. Der Bauernsohn aus der Nähe
Zwei, die hinsichtlich Jahrhundert und je eigener Lebensgestaltung nicht weiter voneinander entfernt sein könnten, finden zueinander. Kalenderbedingt. Der franziskanische Eigenkalender legt für den 21. April den Gedenktag des heiligen Kapuzinerbruders, Konrad von Parzham (1818-1894), fest. Der Bauernsohn aus der Nähe von Passau war über 40 Jahre lang umtriebiger Pförtner des Kapuzinerklosters in Altötting. Wegen seines Gebetseifers und der aufopfernden Dienstbereitschaft für Arme und Wallfahrer verehrten ihn bereits seine Zeitgenossen als heiligmäßigen Mann, zu dem jeder mit seinen kleineren und größeren Anliegen kommen konnte. Ein Volksheiliger par excellence: Vom Typ ganz anders als der mittelalterliche Benediktiner-Theologe Anselm von Canterbury (1033-1109).
Die Ordnung im Stundengebet legt nahe, sich für einen der beiden zu entscheiden, d.h. für Franziskaner gibt es eigentlich keine Wahlfreiheit: Der Gedenktag des berühmten Kapuziners ist im seraphischen Eigenkalender[1] ein vorgeschriebener. Für Anselm bleibt da allenfalls Zeit für eine erinnernde „Erwähnung“, für eine „commemoratio“[2]. Wer in der Lesehore die jeweiligen hagiographischen Lesungen der beiden Gedenktage nebeneinander legt und vergleicht, der stellt eine erstaunliche Ähnlichkeit fest. Konrad und Anselm mögen in unterschiedlichen Jahrhunderten völlig unterschiedliche Menschen gewesen sein, inhaltlich finden sie im Evangelium zu denselben Schwerpunkten. Im Prinzip lebt Konrad, was Anselm beschreibt. Oder anders formuliert: Im Grunde hatte der Bischof von Canterbury schon erfahren, was der Pförtner von Altötting dann auch erzählt. Es ist übrigens eher auszuschließen, dass der Kapuzinerbruder den fast 800 Jahre älteren Benediktiner-Bischof selbst gelesen hat, und eventuell abgekupfert hat.
Die Anselm-Lesung bietet einen Text, der aus Ausschnitten unterschiedlicher Kapitel des Proslogion besteht. In diesem Werk führte Anselm im 11. Jahrhundert seinen „Ontologischen Gottesbeweis“, jene vielfach zitierte Argumentation, mit der die Existenz Gottes auch Nichtchristen gegenüber bewiesen werden sollte. Die Abschnitte stammen aus dem XIV. (Entdeckung des unerreichbaren Lichtes), dem XVI. (Anerkennung des unerreichbaren Lichtes) und dem XXVI. (Gebet, um in die vollkommene Freude Gottes zu gelangen) Kapitel. Der Argumentationsstil entspricht der Sprache der Scholastiker: ein bisweilen trockenes Unterscheiden von Begriffen. „Clare et distincte“ (Klar und unterschieden) nannte Descartes diese Art der Wissenschaftlichkeit. Canterburys Grundaussage: Der Philosoph (Anselm schreibt in der Ich-Form) möchte Gott erkennen, ihn lieben und sich an ihm erfreuen.
Anders stellt sich der Konrad-Text dar: Es ist ein Brief, in dem der Kapuziner-Bruder von seiner Berufung erzählt. Im Rückgriff auf eine betont einfache Erläuterung, bei der sich Konrad auch nicht scheut, kindlich zu erscheinen, streicht der Ordensmann hervor, dass er nun glücklich und zufrieden ist. Als Leser soll man den Eindruck haben: Da ist ein Mensch, der seine Bestimmung gefunden hat. Und zwar indem er auf den zuerst von Gott ausgegangenen Ruf geantwortet hat.
Beiden Texten gemeinsam ist zunächst, dass die zwei Autoren von ihrer Suche erzählen. Konrad beschreibt ein „Staunen“, aber auch die Klagen und Bitten, die er an Gott richtet. Seine eigenen und die jener anderer Menschen. Weiß er weder ein noch aus, richtet er die Frage an seinen Herrn: Das Kreuz Christi ist sein „Buch. Nur ein Blick auf ein Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich zu verhalten habe.“ Anselm formuliert in Kategorien der Philosophie: Im Proslogion ist die „verlangende Seele“ jene Triebfeder, die Gott sucht, die ihn erkennen will. Gott selbst ist die alles übersteigende und auch vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbare Wirklichkeit. Allerdings ist Gott eine Wahrheit, von der Anselm erwartet, dass sie ihn selig macht. Eine Wahrheit, die stets „fern von mir [ist], obwohl ich doch so nahe bei Dir bin.“ Beide beschreiben sich als Geschöpfe, die auf dem Weg sind. Beide beschreiben Bewegung, nicht eine statische „Visio beatifica“.
Die Unzulänglichkeit des Menschen
Beiden Heiligen gemein ist die grundsätzliche Überzeugung der eigenen Unzulänglichkeit. Anselm umschreibt das als grundsätzliche Unfähigkeit: Er kann Gott nicht sehen, weil dieser zu hell und das eigene Auge zu krank ist. Seine Vernunft ist ohnmächtig, weil sie Gott nicht erfassen kann. Und sein Leben wird bestenfalls ausreichen, um am Ende die Freude an Gott nur fast zu erreichen. Und das auch nur, wenn er täglich auf dem eingeschlagenen Weg fortschreitet. Konrad muss das, was wir heute „Kontingenz des Menschen“ nennen, also die eigene Unzulänglichkeit, nicht eigens formulieren. Der Kapuzinerbruder weiß von der eigenen Beschränktheit. Er führt aber aus, wie er damit umgeht: Demut, Sanftmut und Geduld. Was auf den ersten Blick wie ein Versatzstück aus franziskanischen Handbüchern klingt, ist in Wirklichkeit ein hartes Stück Arbeit an sich selbst: Zwischen quengelnden Besuchern und nicht immer zustimmenden Mitbrüdern ist Geduld das, was einem meistens dann fehlt, wenn man es am meisten brauchen würde.
In beeindruckender Übereinstimmung formulieren beide Heilige dasselbe Ziel: die Liebe. „Ich bin bemüht, ihn recht zu lieben“, schreibt Konrad in dem Brief. Gemeint ist Gott. Ein „Seraph in der Liebe“ möchte er sein, am liebsten hätte er, wenn alle Geschöpfe ihm dabei helfen würden. Das ist sein eigentliches Ziel im Leben, denn die Liebe zu Gott – darin ist sich Konrad ziemlich sicher – macht ihn glücklich. Fast identisch hatte das Anselm formuliert. Im XVI. Kapitel des Proslogion: „Mein Gott, ich bete: ich möchte dich erkennen, dich lieben und an Dir mich freuen“. Beten heißt also Gott lieben. Und das bringt Freude. Eine existentielle Freude. Ein Vollendet-, ein Angekommen sein. Nur wenn seine Liebe zu Gott im irdischen Dasein ständig zunimmt, werden das Erkennen und die Freude im Jenseits vollkommen sein.
Fazit: Zwei Arten, ein Glaube
Fazit: Bisweilen ist heute noch zu lesen, dass sich spekulative oder akademische Theologie und gefestigte Volksfrömmigkeit einander ausschließen. Es gibt Theologen, denen sind die meisten Arten von Frömmigkeit verdächtig. „Frömmeln“ ist fast immer pejorativ gemeint. Umgekehrt misstrauen Gläubige den Absichten der akademischen Theologie. Zu wenig Glaube wird den Theologen unterstellt. Manchmal sogar eine Art Verrat an der Frohen Botschaft. Allein schon die Ordensgeschichte der Franziskaner ist von Beginn an von solchen Spannungen gezeichnet. Franz von Assisi hat das vorausgesehen und gespürt. Als er seraphische Ordensgründer seinem Mitbruder, dem [heiligen] Antonius von Padua, anträgt, die Brüder in Theologie auszubilden, will er vorab schon diesen Gegensatz entschärfen. „Es gefällt mir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschst, wie es in der Regel steht“, schreibt Franziskus an Antonius. Er will nicht, dass die Brüder aus Unbildung eine Tugend machen. Gleichwohl fordert er, dass man Theologie nicht um ihrer selbst willen studiert.
Dass dies möglich ist, und dass im Grunde die eine wie andere Seite dasselbe denken und leben können, es nur anders ausdrücken, das sieht man an dem Duo Anselm von Canterbury und Konrad von Parzham. Die sich nicht nur den Gedenktag, sondern augenscheinlich auch dieselbe Botschaft teilen.
[1] Das Adjektiv „seraphisch“ gilt dem Ordensgründer Franz von Assisi oder für seinem Orden. Die leidenschaftliche Hingabe des Franz von Assisi ähnelt gemäß Überlieferung dem Brennen eines Seraphen.
[2] Allgemeine Einführung in das Stundengebet, 239.
Am 22.6 verweigerte die vatikanische Frauenfußball-Mannschaft ihr Debutspiel gegen den FC Mariahilf in Österreich. Der Grund war eine Provokation, der Spielerinnen des FC Mariahilf. Diese zeigten beim Abspielen der vatikanischen Hymnen Protestbotschaften, welche die Haltung der Kirche hinsichtlich Abtreibung und
Am 22.6 verweigerte die vatikanische Frauenfußball-Mannschaft ihr Debutspiel gegen den FC Mariahilf in Österreich. Der Grund war eine Provokation, der Spielerinnen des FC Mariahilf. Diese zeigten beim Abspielen der vatikanischen Hymnen Protestbotschaften, welche die Haltung der Kirche hinsichtlich Abtreibung und Homosexualität kritisierten. Teils waren diese Botschaften auf die Körper der Frauen gemalt. Nach Rücksprache mit dem Nuntius verweigerten die vatikanischen Spielerinnen am Spiel teilzunehmen.[1]
An sich ein kleiner Vorfall, der die Frage aufwirft wie politisch darf/soll Fußball sein. Diese Frage soll aber nicht die primäre sein. Vielmehr stellt sich die Frage wie darüber berichtet wurde und welchem Ethos die Publizierenden hierbei folgten. Auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse im Bereich Nachrichten titeln von den acht angezeigten Nachrichtenmedien, vier mit „Eklat“ (Kronen Zeitung, Kleine Zeitung, ORF, der Standard). Zwei andere Medien erweckten den Anschein, dass die Entscheidung nicht zu spielen, nicht von den Spielerinnen, sondern vielmehr von oben herab getroffen wurde („Skandal in Simmering: Der Vatikan pfiff seine Frauen zurück“ – Kurier; „Frauen-Fußball: der aufgemalte Uterus war dem Vatikan zu viel“ – welt.de). Ethisch problematisch ist, dass hier einer Institution offensichtlich mit einem Bild verknüpft wurde, dass es zumindest einzelnen Journalisten nicht erlaubte zu denken, diese Entscheidung sei nicht von oben herab.
Hinsichtlich Kirche und Berichterstattung gab es in dieser Woche ein zweites Beispiel, welches für Aufruhr sorgte. Das Nachrichtenmedium katholisch.de betitelte gestern den Bericht über die römische Fronleichnamsprozession mit „Papst: Jesus hat kein Brot vermehrt – er lehrte Menschen zu teilen“. Darauf hin brach in gewissen sozialen Medien ein Aufruhr aus, dass der Papst das Brotwunder – und die Speisung der 5000 revidiert habe. Dabei schaukelten sich zwei Seiten auf, jene die einen fundamentalen Bruch mit dem Evangelium verorteten und dem Papst Apostasie vorwarfen und jene die tatsächlich den Artikel gelesen hatten und der Gegenseite vorwarfen uninformierte Hardliner zu sein, an denen eine Reform der Kirche scheitern würde. Ungeachtet der Reaktionen ist die Frage zu stellen, ob das Nachrichtenmedium mit dem gewählten Titel nicht bewusst Unruhe stiftete. Möglicherweise in der Intention Aufmerksamkeit zu generieren, was ja auch gelang, trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass allein die Wahl des Titels Meinungen bildet und Konflikte verschärfen kann.
Ethisch stellt sich hier natürlich die Frage: Kann man von Journalisten verlangen ihre Titel und Artikel so anzupassen, dass diese möglichst wenig anecken? Natürlich nicht. Kann man von der Gegenseite verlangen, dass sie die Artikel effektiv lesen bevor sie sich eine Meinung bilden? Vermutlich ja, aber nicht mit Sicherheit. So stand auch in den meisten Berichten über das abgesagte Fußballspiel, dass die Spielerinnen nicht antreten wollten, trotzdem kam dieser Umstand nicht unbedingt in den Reaktionen der Menschen vor. Damit obliegt die Verantwortung bei beiden Seiten. Irreführende aber Aufmerksamkeit erregende Titel sind ebenso zu unterlassen, wie uninformiertes und oft auch polemisches Agieren in den Sozialen Medien. Hier kommt beiden Parteien eine besondere Verantwortung zu.
Kirche und Kapital ist eine Kombination die stets kritisch hinterfragt werden sollte. Wie soll Kirche mit Geld umgehen oder am Kapitalmarkt mitwirken? Sollte Kirche überhaupt so am Kapitalismus partizipieren? Eine Standortbestimmung, veranlasst durch das Symposion „Kirche im Kapitalismus“
Kirche und Kapital ist eine Kombination die stets kritisch hinterfragt werden sollte. Wie soll Kirche mit Geld umgehen oder am Kapitalmarkt mitwirken? Sollte Kirche überhaupt so am Kapitalismus partizipieren? Eine Standortbestimmung, veranlasst durch das Symposion „Kirche im Kapitalismus“ vom 17./18. Mai 2019 in Graz.
Die Kirche ist als global agierende und auch
infrastrukturell geforderte Organisation mit der Notwendigkeit konfrontiert finanzielle Mittel zu akquirieren, zu distribuieren und schließlich auch zu investieren. Gerade in diesem Tun und den damit verbundenen werterhaltenden Gedanken, die verständlicherweise zumeist auch gewinnorientiert sind, ist Kirche der unmittelbaren Gefahr ausgesetzt, ihre eigentliche Sendung mitunter hinter die monetäre Sicherheit, oder gar den monetären Profit, anzustellen. Intuitiv einleuchtend ist, dass Kirche nicht Unternehmen sein soll, und dies auch laut ihres eigenen Selbstverständnisses nicht sein darf, sondern sich über ihren Dienst definieren soll. Wollte man Unternehmertum und Dienst zusammendenken, bietet sich das Bild des Dienstleisters an. Dieses würde den (auch dezidiert kapitalistischen) Umgang mit Geld scheinbar mit dem Anspruch, den Menschen zu dienen, harmonisieren. Die Einwände, die sich gegen ein solches Bild unmittelbar aufdrängen, sind gleich zweifach schwerwiegend: Man würde damit nicht nur Kirche zum Handelspartner reduzieren, sondern auch Sakrament zur Ware pervertieren.
Marktdenken liegt in der Funktionsweise von Diskurs
In einer merkantilistisch geprägten Gesellschaft drängt sich scheinbar das Verlangen auf, die Prinzipien des Marktes – Angebot und Nachfrage, Wert und Gegenwert – auf die politische, soziale und sogar die religiös-spirituelle Ebene des Seins anzuwenden. Die Anbiederung der Politik an marktwirtschaftliche Prinzipien beispielsweise liegt unter anderem in der Funktionsweise von politischem Diskurs und der Definition von politischem Erfolg begründet: Erfolgreich ist, wer seine Agenden, auch gegen Widerstand, durchzusetzen vermag. Zu diesem Zwecke ist es dienlicher, ein Tauschgeschäft, den klassischen Kuhhandel, einzugehen, bei dem ja ein wechselseitiger Gewinn (einmal für einen selbst, dann für den Handelspartner) entsteht, als einen Kompromiss zu finden, der beide Seiten zu Verlierern macht. Auf zwischenmenschlich-sozialer Ebene hat man längst begonnen, einen Beziehungsmarkt zu erschließen, an dem man sich selbst unter Anpreisung seiner Qualitäten neben andere stellt und selbst auch nach eigenen Präferenzen gustiert und schließlich „einkauft“. Partneragenturen und Dating-Sites leben von diesem Prinzip der Selbstvermarktung, das in nur zwei Generationen die Entstehung von Beziehungen und sozialen Kontakten maßgeblich verändert, ja ins Absurde verkehrt hat. Schließlich bleibt die Religion, und gerade in ihr die Frage, wie viel Markt und Wirtschaftlichkeit der Kirche als Vertreterin einer Religion zuzubilligen ist – oder besser – zuzumuten ist. Wo auch immer Kirche nur in den Verdacht gerät, ihre Lehre, ihr Evangelium und ihre Sakramente zu Handelswaren verkommen zu lassen, müsste schon allein aus Liebe zu dieser Kirche und ihrer Botschaft Widerstand gegen die verdächtigen Handlungsweisen erwachsen. Dieser Widerstand darf dabei aber nicht auf das Volk, oder wohlmeinende Theologen, beschränkt sein. Vielmehr ergeht die Pflicht zum Widerstand gegen die „Verwirtschaftung“ der Kirche aus dem Evangelium Christi und damit an alle, die im Lichte dessen ihr Leben gestalten. In besonderer Weise jedoch kommt diese immanent-implizite Verpflichtung des Evangeliums den Priestern und Amtsträgern der Kirche zu.
Um tätig zu bleiben, bedarf es eines Geldbeutels
Ist also jede wirtschaftsorientierte Entscheidung der Kirche per se abzulehnen und im Widerspruch mit dem Ideal der Kirche der Armen zu sehen? Jesus selbst hatte doch schließlich keinen Geldbeutel. So anziehend und erfrischend dieser Gedanke auch scheinen mag, so realitätsfern ist er auch. Die Kirche muss, um tätig bleiben zu können, monetäre Agitationen betreiben. Trotzdem sollte sich die Kirche wohl wieder auf ihre Wurzeln besinnen. Denn auch wenn Jesus keinen Geldbeutel hatte, so verwalteten doch die Jünger eine Gemeinschaftskasse. Aber sie suchten niemals Reichtum, denn „selig, die Armen vor Gott, ihnen ist das Himmelreich.“
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