DOKU: Kreuz und Gebet von San Damiano
Das sogenannte San-Damiano-Kreuz steht wie kaum ein anderes Symbol für Franz von Assisi (1181-1226) und seine Bewegung. Der Überlieferung nach soll von Franziskus an der verfallenen Kirche vor dem Kreuz gebetet und von dorther eine Stimme vernommen haben, die ihm
Das sogenannte San-Damiano-Kreuz steht wie kaum ein anderes Symbol für Franz von Assisi (1181-1226) und seine Bewegung.
Der Überlieferung nach soll von Franziskus an der verfallenen Kirche vor dem Kreuz gebetet und von dorther eine Stimme vernommen haben, die ihm zurief: „Geh, Franziskus, und baue mein Haus wieder auf, das – wie du siehst – in Trümmer fällt!“ (Gef 13; 2Cel 10). Die Kreuzikone, die heute millionenfach reproduziert wird, ist etwa 2 Meter hoch, stammt aus dem beginnenden 12. Jahrhundert und byzantinischen Stil gefertigt, der damals vermutlich durch serbische Mönche auch in Italien Verbreitung gefunden hat. Der Künstler ist unbekannt, dürfte sich aber unterhalb des linken Armes Christi selbst dargestellt haben. Das originale San-Damiano-Kreuz ist mit der Übersiedlung der Klarissen in das Stadtkloster Santa Chiara gebracht worden, wo es in der sogenannten Kreuzkapelle zu sehen ist. In San Damiano befindet sich eine Kopie.

Der Gekreuzigte ist als Christus triumphans dargestellt, der den Tod bereits besiegt zu haben scheint. Darauf weist auch die Aureola hin. Unter dem Kreuz stehen Maria, die Mutter Jesu und der Apostel Johannes (rechts des Gekreuzigten) sowie Maria von Magdala, die Frau des Klopas und jener römische Hauptmann, der in Mk 15,39 die Gottessohnschaft bezeugt (links). Kleiner dargestellt sind jener Soldat, der dem Sterbenden Essig gereicht hatte (rechts) und Longinus, der Soldat, der mit seiner Lanze Jesus das Herz durchbohrt hat. Der obere Teil der Kreuzikone zeigt den Auferstandenen, wie er sich der Hand Gottes nähert. Mehr dazu: Bollati, Milvia: Francesco e la croce di S. Damiano, Biblioteca Francescana, Mailand 2016.
Mit der Kreuz-Ikone von San Damiano untrennbar verbunden ist ein Gebet des heiligen Franziskus, das aus der Zeit seiner Bekehrung stammt. Das Gebet hat einige Anklänge an Psalmen (z.B. Ps 118,34) und erwähnt wie Paulus (vgl. 1 Kor 13,13; 1 Thess 1,3) die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe. Es ist eine Bitte um Offenheit sowohl für den Heilsplan Gottes als auch für die Not des Nächsten. Die deutsche Fassung unten folgt der grundlegenden Quellen-Edition von Berg, Dieter (Hg.) / Lehmann, Leonhard (Hg.): Franziskus-Quellen. Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seinen Orden, Butzon und Bercker 2009.
Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir rechten Glauben, sichere Hoffnung und vollkommene Liebe.
Gib mir, Herr, [das rechte] Empfinden und Erkennen,
damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle.